Leitidee
Alle Kinder sind verschieden! Sie haben jeweils unterschiedliche Begabungen, andere Stärken, Schwächen und einen individuellen Entwicklungsverlauf. Die Unterschiede beim Lernen der Kinder werden erkannt und akzeptiert. Oberstes Ziel des Unterrichtes ist es, dass jedes Kind seine Lernmöglichkeiten ausschöpfen kann.
In der jahrgangsgemischten Schuleingangsphase werden in einem Klassenverband Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1 und 2 gemeinsam unterrichtet.
Ziele
- Wir gestehen Kindern unterschiedlich viel Zeit zu, um die Schuleingangsphase zu durchlaufen.
- Die Kinder müssen nicht alle zur gleichen Zeit den gleichen Lernstoff bewältigen.
- Wir bestärken, fördern und fordern Kinder dort, wo besondere Begabungen erkennbar sind.
- Wir geben dort Hilfe, wo Schwierigkeiten deutlich werden.
- Die Kinder lernen das selbstständige Lernen (Lernen des Lernens).
Zusammenarbeit zwischen Schule, Kindergarten und Eltern vor Beginn der Einschulung
Oktober
Der Schulträger schreibt alle Erziehungsberechtigten schulpflichtiger Kinder an und teilt mit, welches die wohnortnächste Schule ist. Die Eltern übermitteln in einem Rückbrief ihre Schulwünsche (Erstwunsch/Zweitwunsch). Der Schulträger übersendet die erforderlichen Informationen der zukünftigen Schulanfänger an die Schule. Die Schulleitung gibt allen Eltern, deren Erstwunsch die Grundschule Kutenhausen ist, die Termine für die Schulanfänger-Anmeldung bekannt.
November
Die Anmeldung der Schulanfänger liegt überwiegend nicht mit der ärztlichen Untersuchung des Gesundheitsamtes zusammen. Die Anmeldetermine werden in der Tageszeitung bekannt gegeben.
Die Anmeldung erfolgt im Sekretariat durch den/die Erziehungsberechtigten. Das Kind wird in der Regel in die Schule aufgenommen. Es besteht die Möglichkeit, ein Kind auf Antrag vorzeitig einzuschulen. Nur in sehr seltenen Fällen kann sich die Schule im Einvernehmen mit dem Gesundheitsamt für eine Zurückstellung aussprechen. Es wird eine Karteikarte angelegt, auf der persönliche Daten und Wunschpartner für die Klassenzusammensetzung sowie besondere Auffälligkeiten von den Erziehungs-berechtigten vermerkt werden können.
Parallel zur Anmeldung erfolgt eine Überprüfung der Basiskompetenzen in einer Kleingruppe (4 – 6 Kinder) durch Kolleginnen der Grundschule Kutenhausen. Dabei werden die Bereiche Wahrnehmung und Motorik, Freies Sprechen und Kognition
überprüft. In einem Abschlussgespräch werden die Ergebnisse den Erziehungsberechtigten dargelegt und ggf. Empfehlungen hinsichtlich Logopädie, Ergotherapie etc. ausgesprochen.
Dezember
Zeigen sich bei einem Kind große Auffälligkeiten in der Schuluntersuchung in der Grundschule, wird es noch ein zweites Mal eingeladen. Die Schulleitung und eine Lehrkraft arbeiten ein weiteres Mal mit diesem Kind und beraten gemeinsam mit den Eltern über weitere Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten.
April bis Juni
In Zweifelsfällen besteht für Kinder, die vorzeitig eingeschult werden sollen, die Möglichkeit einen einwöchigen Probeunterricht in einer der Eingangsklassen zu absolvieren. Dabei wird vor allem der Bereich sozial-emotionale Entwicklung des Kindes in den Blick genommen, um zu entscheiden, ob das Kind bereits dem Schulalltag gewachsen ist.
Februar bis Juni
Die Einladung der Eltern der Schulanfänger erfolgt durch das Gesundheitsamt. Dort findet eine Untersuchung der Schulanfänger statt. Die Schule wird über die Ergebnisse schriftlich informiert.
Mai/Juni
Soweit es im Rahmen des Datenschutzes möglich ist oder Eltern schriftlich die Einwilligung zum Austausch geben, finden in den Kindergärten Gespräche zwischen den abgebenden ErzieherInnen und den LehrerInnen über die einzuschulenden Kinder statt.
Die EingangsstufenlehrerInnen ordnen die aufzunehmenden Kinder den bereits bestehenden Lerngruppen zu. Hauptkriterium ist die Zugehörigkeit zu den Kindergärten und innerhalb des Kindergartens die Gruppenzugehörigkeit. Daneben wird darauf Rücksicht genommen, mit welchem „Wunschpartner“ das Kind in eine Klasse möchte.
Die KlassenlehrerInnen überlegen gemeinsam mit den zukünftigen Maxis, wer welchen Mini als Patenkind übernehmen könnte. Anschließend schreiben die Maxis und die Klassenlehrerin den Minis einen Brief zur Begrüßung.
Kurz vor den Sommerferien lädt die Schulleitung die Erziehungsberechtigten der Lernanfänger zu einem Informationsabend ein.
Themen dieser Veranstaltung sind:
- Vorstellung der künftigen KlassenlehrerInnen/Bekanntgabe der Klassenzuordnung
- Absprache unterrichtsorganisatorischer Details
- Sicherer Schulweg
- Ausgabe der Info-Materialien
Am nächsten Tag können die Jungen und Mädchen am Unterricht der Erstklässler teilnehmen. Dabei erfahren sie Regeln und Inhalte des Unterrichts und lernen ihre Maxi-Paten kennen.
August/September
Im ersten Tag nach den Sommerferien findet ab 13.00 Uhr im Ganztag der „Tag der offenen Tür“ für die Schulanfängereltern und Kinder statt.
Am Tag der Einschulung (2. Tag nach den Sommerferien) können alle Lernanfänger gemeinsam mit ihren Eltern und anderen für sie wichtigen Personen zunächst den Gottesdienst in der Christuskirche Todtenhausen besuchen.
Die Einschulungsfeier der Schule findet anschließend im Forum der Grundschule statt. Das Programm wird von den SchülerInnen der Eingangsklassen gestaltet. Dabei werden Lieder, Sketche, Singspiele oder Mitmachspiele vorgetragen (s. Feste im Jaheslauf).
Anschließend gehen die KlassenlehrerInnen mit den Lernanfängern in die neu gestalteten Klassenräume, um eine Schulstunde gemeinsam zu verbringen. In der Zwischenzeit informiert die Schulleiterin die Eltern über die Organisation der ersten Schulwochen. Außerdem werden im Heimathaus Kaffee und Kuchen für Eltern und Besucher angeboten.
In den ersten Wochen nach der Einschulung werden die Lernanfänger von einem Verkehrspolizisten mit den örtlichen Gefahrenpunkten vertraut gemacht.
Eingangsdiagnostik
Um in der Schule eine individuell passende Förderung zu ermöglichen, muss die Lernausgangslage für jedes Kind bei Schulbeginn bestimmt werden. Diese Aufgabe übernimmt jede KlassenlehrerIn für ihre Klasse. Bis zu den Herbstferien durchlaufen alle Lernanfänger einen Schuleingangsparcours, durch den ihre Lernausgangslage in den Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Zahlen- und Buchstabenkenntnisse, Rechnen, Lesen und Schreiben festgestellt wird. Daran orientiert sich die weitere schulische Förderung. Die Eltern werden über die Ergebnisse am ersten Elternsprechtag informiert (bei gravierenden Auffälligkeiten bereits vorher).
Lernstandsdiagnostik
Bei der Lernstandsdiagnostik geht es um die Feststellung einer Lernausgangslage bzw. um eine Momentaufnahme eines Leistungsstandes. Dabei muss Lernen als Prozess verstanden werden, der weder linear noch logisch abläuft, d.h. es gibt Lernverläufe mit Stagnation, Zuwächsen und gelegentlich sogar Lernverlusten. Pädagogische Diagnostik dient der Förderung des individuellen Lernens und der gesamten Lernprozesse.
In der jahrgangsgemischten Schuleingangsphase werden in den Fächern Deutsch und Mathematik regelmäßig Arbeiten geschrieben und Diagnoseverfahren für verschiedene Bereiche durchgeführt, um die SchülerInnen gezielter fördern und fordern zu können.
Im Fach Deutsch z.B. bietet die Hamburger-Schreib-Probe (HSP) die Möglichkeit zu sehen, auf welchem Entwicklungsstand sich das Kind im Bereich der Rechtschreibung befindet.
All diese Ergebnisse bieten den Lehrkräften, zusätzlich zu den täglichen Beobachtungen im Unterricht, Hilfestellung bei der Entscheidung hinsichtlich des Verbleibs des Kindes in der Eingangsstufe oder des Überspringens der Klasse.
Leselernkonzept
In der Grundschule Kutenhausen werden die beiden Leselernkonzepte „Lesen durch Schreiben“ und „Lesen in Silben“ miteinander kombiniert.
Beim Lesen durch Schreiben steht das Schreiben eigener Wörter und Texte mit Hilfe einer Anlauttabelle im Vordergrund, das heißt, die Kinder lernen das Lesen durch das Schreiben. Die Kinder lernen, wie gesprochene Sprache verschriftlicht wird. Das Lesen ist ein Begleitprodukt, das ganz nebenbei - beim Schreiben - entwickelt wird. Die Wörter werden per Lautkette zerlegt und danach Laut für Laut aufgeschrieben. Durch das
Angebot anregender Schreibanlässe (Schreiben zu Bildern/Satz- und Geschichten-anfängen, von Briefen etc.) wird das selbstständige, selbst gesteuerte Lernen gefördert. Jedes Kind lernt Schreiben und Lesen seinem eigenen Tempo entsprechend. Im 1. Schuljahr dürfen die SchülerInnen noch in der Kinderschrift (lautgetreu) schreiben, jedoch wird erwartet, dass die ersten eingeführten Regeln (ei, sp, st) nach und nach Beachtung finden. Ab dem 2. Schuljahr lernen sie dann, sich mehr und mehr von der Kinderschrift hin zur Erwachsenenschrift (regelgerecht) zu entwickeln.
Beim Lesen in Silben sind alle Lesetexte (Fibel, Lesezirkus (Klasse1/2), Lesebuch für Klasse 2) in farbigen Silben markiert. Die farbigen Silben machen das Lesen für Leseanfänger leichter, denn sie geben wichtige Hilfen. Zum einen werden einzelne Wörter in Buchstabengruppen aufgeteilt. Diese kleinen Gruppen sind leichter zu erfassen als das ganze Wort. Zum anderen sind die Buchstabengruppen ganz besondere Einheiten: Sie zeigen die Sprech-Silben an. Die Sprech-Silben sind der Schlüssel, um ein Wort richtig lesen und verstehen zu können. So werden die Kinder zu flüssigen Lesern, die den Sinn der Texte erfassen.
Anforderung an die Unterrichtsorganisation und –gestaltung
In der Grundschule Kutenhausen gibt es vier jahrgangsgemischte Eingangsklassen, bestehend aus den Minis (Erstklässler) und Maxis (Zweitklässler). Zwei Klassen-lehrerinnen bilden dabei ein Team. Die Maxis dieser beiden Klassen bilden im 3. Schuljahr eine gemeinsame Klasse. Alle Lehrkräfte in den jahrgangsgemischten Klassen kooperieren miteinander. Sie planen ihren Unterricht im kleinen Team gemeinsam. In regelmäßigen Abständen trifft sich auch das große Team (alle LehrerInnen der Eingangsklassen), um größere Vorhaben oder Projekte zu planen, sich über Unterrichtsmethoden auszutauschen oder Ziele für die verschiedenen Lernbereiche und Fächer anhand der neuen Lehrpläne festzulegen.
Die Stundenpläne der Lerngruppen 1/2 werden soweit möglich parallel gestaltet, so dass je nach Thema und Bedarf nicht nur innere Differenzierung möglich ist, sondern auch die Form der äußeren Differenzierung durch Bildung zeitlich begrenzter Arbeitsgruppen machbar ist.
Kinder erreichen zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichem Lerntempo unterschiedliche Ziele. Selbstverantwortliches Lernen, Individualisierung sowie das Lernen miteinander und voneinander sind Prinzipien unserer pädagogischen Arbeit.
Um die Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse eines jeden Kindes im Lernprozess stärken zu können, sind Formen der inneren Differenzierung notwendig.
Dies vollzieht sich in Organisationsformen wie
- Tages- und Wochenplänen
- Freier Arbeit
- Werkstattarbeit
- Projekte
- Arbeiten mit Lernkarteien.
Die dazu notwendigen Materialien stehen jeder Lerngruppe zur Verfügung. Insgesamt ist das Material beider Jahrgänge allen Kindern zugänglich. Beispielsweise kann ein Mini-Kind Materialien der Maxis bearbeiten, während ein Maxi bei Bedarf Aufgaben der Minis wiederholt.
Der gemeinsame Unterricht in den Nebenfächern gründet sich in erster Linie auf dem Prinzip der „natürlichen" Differenzierung. Das heißt alle Kinder arbeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten an einem gemeinsamen Thema.
Offene Unterrichtsformen in jahrgangsgemischten Lerngruppen erfordern ein kontinuierliches Beobachten und Überprüfen der Lernfortschritte. Beobachtungsbögen und Beurteilungsraster, die die Lernentwicklung eines jeden Kindes im Laufe der Schuljahre dokumentieren, wurden erarbeitet. Jede LehrerIn der Eingangsstufe entscheidet für sich, ob sie anhand dieser Bögen Förderpläne erstellt oder aus den Unterrichtsbeobachtungen und regelmäßigen Lernstandsdiagnoseverfahren heraus. Förder- und Entwicklungspläne werden ausschließlich für leistungsstarke und leistungsschwache SchülerInnen erstellt (s. Förderkonzept). Dabei können Kinder mit gleicher Lernausgangslage bzw. gleichem Lernstand in den einzelnen Lernbereichen zu Gruppen zusammengefasst werden. Das Team der Lehrkräfte überprüft begleitend zur unterrichtlichen Arbeit die Lernfortschritte im Sinne ermutigender Leistungserziehung.
Offene Unterrichtsformen bringen erwiesenermaßen eine größere Unruhe mit sich. Um dem entgegenzuwirken haben sich die LehrerInnen für eine besondere Sitzordnung entschieden. Die SchülerInnen sitzen in langen Reihen an der Wand/am Fenster mit Blick zur Wand/zum Fenster. So ist eine Konzentration auf die eigene Arbeit eher gewährleistet. Diese Sitzordnung ermöglicht es, in der Mitte des Klassenraumes ein Kommunikations-zentrum entstehen zu lassen (bestehend aus vier Bänken im Quadrat). Die zeitaufwändige Organisation eines Sitzkreises entfällt. Außerdem können die Bänke in frontalen Phasen auch zum Arbeiten genutzt werden.
Aus unserem Schulprogramm ergibt sich, dass der Förderung des sozialen Lernens (Ich-Stärkung, Kommunikation, Kooperation und Training des friedlichen Konfliktlöse-verhaltens) ein besonderer Stellenwert zukommt. Auch bietet das Lernen voneinander in der jahrgangsübergreifenden Klasse viele Möglichkeiten der Kommunikation und Kooperation. In der Anfangszeit helfen die Maxis den Erstklässlern, sich in der Schule zurechtzufinden und ihren Schulalltag zu organisieren. Auch im laufenden Schuljahr wird auf das Helfersystem zurückgegriffen.
Verweildauer in der Schuleingangsstufe
Die LehrerInnen in der Eingangsstufe legen genaue Kriterien fest, anhand derer über die Verweildauer in der Schuleingangsstufe entschieden wird. Dabei ist sowohl der Verbleib für ein weiteres Jahr als auch das Überspringen der Klasse möglich. In beiden Fällen
werden rechtzeitig Gespräche mit den Erziehungsberechtigten geführt. Die jeweilige Klassenkonferenz überprüft, inwieweit jedes Kind sich entwickelt hat und wo es leistungsmäßig steht und entscheidet sowohl über den Verbleib in der Klasse als auch über das Überspringen einer Klasse. In beiden Fällen bietet das Arbeiten in der jahrgangsgemischten Klasse Vorteile. Das verbleibende Kind kennt bereits die Lerngruppe, in der es bleibt und ebenso die Lehrkräfte. Das überspringende Kind kennt auch die Lerngruppe, mit der es ins nächste Schuljahr geht.